Mehr Blühwiesen in Leipziger Stadtparks?

Blühwiesen - Ralf Pannowitsch

15. Januar 2025

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir möchten kurz darlegen, warum wir die Ursprungspetition ablehnen, obwohl Blühwiesen im städtischen Bereich ökologisch wünschenswert und ästhetisch ansprechend sind. Der Petent hat gefordert, 10 bis 60 % der städtischen Parks und Grünflächen zu Blühwiesen zu machen. Aber selbst die Minimalquote von 10 % lässt sich nicht überall sinnvoll umsetzen.

Wir haben tagsüber einen sehr hohen Nutzungsdruck, zum Beispiel im Lene-Voigt-Park. Da wäre eine große Blühwiese, glaube ich, für alle Beteiligten nur frustrierend. Wir haben Grünanlagen mit großem alten, die Anlage verschattenden Baumbestand. Das würde sich auch nicht eignen. Wir haben einige große Parks, bei denen 10 % schon eine riesige Fläche wären. Im Clara-Zetkin-Park zum Beispiel, 40.000 Quadratmeter. Wir freuen uns über jede Blühwiese, die an einem geeigneten Platz entsteht. Aber pauschale so-und-so-viel Prozent halten wir nicht für sinnvoll. Außerdem erwarten Sie in Sachen Biodiversität von einer Blühwiese bitte nicht zu viel.

Wir testen im Botanischen Garten seit fünf Jahren verschiedene Blühwiesen-Mischungen. Die Resultate sind zum Teil ernüchternd. Schon nach 2 bis 3 Jahren ist die Artenvielfalt oft eingebrochen und Gräser, die ja für Insekten ziemlich uninteressant sind, wegen der Windbestäubung, beginnen zu dominieren. Am zweitbesten Schnitt übrigens bis jetzt in diesem Vergleich die Leipziger Mischung von Herrn Krehl ab. Unterschätzen Sie auch den Aufwand nicht bei dieser ganzen Sache. Die großartigste Blühwiese, die ich bisher gesehen habe, die gibt es in der Schweiz. Und ich hatte Gelegenheit, mit den Planern und den Gestaltern zu sprechen. Und die Anlage dieser Wiese war sehr aufwendig und kostspielig gewesen, weil zunächst mal die oberste Bodenschicht abgetragen wurde und durch nährstoffärmeres Substrat ersetzt wurde. Das wäre für Leipzig mit seinen im Durchschnitt ziemlich fetten Böden auch zu überlegen.

Es ist also nicht nur der überschaubare Pflegeaufwand, wenn die Blühwiese dann da ist, einmal pro Jahr, zweimal pro Jahr Mähen, den es zu berücksichtigen gilt. Und schließlich darf man nicht aus den Augen verlieren, dass auf jeden Quadratmeter Blühwiese, den wir hier in Leipzig herstellen, da draußen auf dem Lande vielleicht die 100-fache Fläche durch intensive Landwirtschaft und Flächenvernutzung verloren geht. Eine innerstädtische Blühwiese sollte auch nicht vorrangig der Gewissensberuhigung ökologisch-korrekter Großstädter dienen.

Fazit: Wir sagen Ja zur Blühwiesen, aber Nein zu den konkreten Vorschlägen dieser Petition.

 

Beschlussvorlage:
https://ratsinformation.leipzig.de/allris_leipzig_public/vo020?VOLFDNR=2022295&refresh=false&TOLFDNR=2146921

Beschluss:
Die Petion wurde einstimmig abgelehnt. Die Schaffung von Blühwiesen wurde bereits mit Ratsbeschluss VII-A-04435 „Blühwiesen statt Steppenlandschaften“ vom 19.01.2022 festgelegt.

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